Familiäre juvenile Polyposis (FJP)
Untersuchte Gene:
SMAD4, BMPR1A
Methodik | Material | Dauer | Ansprechpartner | ||||||||||||||||||
Sequenzierung, MLPA | 3-10 ml EDTA-Blut | 4-6 Wochen | Aretz / Raff |
Klinische Symptomatik
Bei der Familiären Juvenilen Polyposis (FJP) handelt es sich um ein sehr seltenes erbliches Krankheitsbild, welches durch das Auftreten vieler „juveniler Polypen“ gekennzeichnet ist. Wenn – wie in über 90 Prozent der Fälle – nur ein einzelner juveniler Polyp gefunden wird, ist in der Regel kein Zusammenhang zu einer familiären (erblichen) Polyposisform zu sehen. Die Polypen finden sich insbesondere im Dickdarm, Magen und Dünndarm. Die Anzahl der Polypen und das Erkrankungsalter variieren dabei auch innerhalb einer Familie stark. Juvenile Polypen des Dickdarms sind die häufigsten Polypen des Kindesalters, sie können aber auch im Erwachsenenalter auftreten. Juvenile Polypen gehören zu den hamartomatösen Polypen, sie sind oft entzündlich verändert und an der Oberfläche erodiert. Bei stärkerem unbehandeltem Polypenbefall können deshalb eine chronische Blutung des Magendarmtraktes mit Entwicklung einer Blutarmut (Anämie) und ein Proteinverlust (Hypoproteinämie) sowie eine damit verbundene Entwicklungsverzögerung (bei Kindern) auftreten.
Klinische Symptome einer hereditären hämorrhagischen Teleangiektasie (eine krankhafte Erweiterung der Blutgefäße im Gesichtsbereich und in den Schleimhäuten des Magen-Darm-Traktes; auch HHT oder M. Osler-Rendu-Weber genannt) treten fast ausschließlich bei Trägern einer SMAD4-Mutation auf (s. unten).
Juvenile Polypen sind gutartig, sie können jedoch auch entarten. Patienten mit Familiärer Juveniler Polyposis haben nach derzeitigem Wissen unbehandelt ein hohes Risiko, bis zu ihrem 60. Lebensjahr an Dickdarmkrebs zu erkranken. Zusätzlich besteht ein erhöhtes Risiko für Magen-, Dünndarm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Die Diagnose einer Familiären Juvenilen Polyposis wird klinisch gestellt. Der Verdacht besteht, wenn entweder mindestens fünf juvenile Polypen bei einem Patienten gefunden werden, wenn juvenile Polypen außerhalb des Dickdarms nachgewiesen werden, oder wenn bei Vorliegen eines juvenilen Polypen noch weitere Familienmitglieder mit juvenilen Polypen bekannt sind.
Genetik
Die Familiäre Juvenile Polyposis wird autosomal-dominant vererbt. Als Ursache wurden in etwa 30 % Mutationen (Punktmutationen und große Deletionen) im SMAD4-Gen (MADH4, DPC4-Gen) und in 20-25 % im BMPR1A-Gen gefunden. Es bestehen klare Genotyp-Phänotyp-Korrelationen: Patienten mit einer SMAD4-Keimbahnmutation haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Magenpolypen und Magenkrebs sowie für eine hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie (HHT, Morbus Osler-Rendu-Weber).
Die Mutationssuche in einer Familie sollte immer bei einer bereits sicher erkrankten Person erfolgen. Ist die Mutation identifiziert, können andere Risikopersonen der Familie (prädiktiv) auf diese Mutation getestet werden.