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Polymerase Proofreading-assoziierte Polyposis (PPAP)

Untersuchte Gene:

POLD1 (Exon 12), POLE (Exon 13)

Methodik Material Dauer Ansprechpartner
Sequenzierung 3-10 ml EDTA-Blut 3-4 Wochen Spier / Aretz

Anforderungsschein

Klinische Symptomatik und Genetik

In einer wissenschaftlichen Veröffentlichung aus dem Jahr 2013 (Palles et al., Nature Genetics) konnten in mehreren Familien mit einer kolorektalen adenomatösen Polyposis genetische Veränderungen (Mutationen) in den Erbanlagen POLE (c.1270C>G;p.Leu424Val, Exon 13) und POLD1 (c.1433G>A;p.Ser478Asn, Exon 12) als seltene Ursache für das familiär gehäufte Auftreten von mehreren Adenomen und Dickdarmkrebs-Erkrankungen identifiziert werden. Das Krankheitsbild wird derzeit als sog. Polymerase Proofreading-assoziierte Polyposis (PPAP) bezeichnet.

Bei den bisher identifizierten Familien mit einer PPAP zeigte sich eine starke Variabilität des Krankheitsverlaufs im Hinblick auf die Anzahl der Polypen, das Erkrankungsalter und das Risiko für Darmkrebs.  Die PPAP ist durch das Auftreten von einigen (≥ 5) bis vielen Polypen (Adenomen) und einer Häufung von Dickdarmkrebs mit meist jungem Erkrankungsalter (≤ 40 Jahre) charakterisiert; sie ist somit vergleichbar mit einer milden familiären adenomatösen Polyposis (AFAP) oder einer MUTYH-assoziierten Polyposis (MAP). In einigen Fällen kann sie aber auch dem erblichen Darmkrebs ohne Polyposis (HNPCC / Lynch-Syndrom) ähneln.

In der Zwischenzeit identifizierten auch andere Arbeitsgruppen weitere Patienten mit Mutationen in den Genen POLD1 und POLE. In einer Studie (Spier et al., International Journal of Cancer, 2015) konnte gezeigt werden, dass bei Patienten mit POLE-Mutation häufig Adenome im Zwölffingerdarm (Duodenum)  bestehen. Es fand sich auch ein Patient mit einem Duodenalkarzinom. Außerdem wurden bei einzelnen Patienten verschiedene gut- und bösartige Tumoren außerhalb des Magen-Darm-Traktes gefunden. Insbesondere bei Patientinnen mit POLD1-Mutation scheint ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs (Endometriumkarzinom) zu bestehen. Außerdem sind sowohl bei POLD1– und POLE-Mutationsträgern Hirntumoren beschrieben worden. Ob diese Tumoren auch ursächlich in Zusammenhang mit der POLD1– oder POLE-Mutation stehen und damit auf ein breiteres Tumorspektrum der PPAP hinweisen, kann erst durch zukünftige Studien mit größeren Patientenzahlen festgestellt werden.

Die PPAP wird autosomal-dominant vererbt. Die Mutationssuche in einer Familie sollte immer bei einer bereits sicher erkrankten Person erfolgen. Ist die Mutation identifiziert, können andere Risikopersonen der Familie (prädiktiv) auf diese Mutation getestet werden.

Ausführlichere Informationen

OMIM (POLD1) & OMIM (POLE1)