Erblicher Brust- und Eierstockkrebs
Krankheitsbild und Symptomatik
Das Mammakarzinom (Brustkrebs) zählt zu den häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen in der westlichen Welt. In etwa 5% der Fälle tritt das Mammakarzinom im Rahmen eines erblichen Tumorsyndroms auf, das durch eine Veränderung (Mutation) einer einzelnen Erbanlage bedingt ist. Das häufigste, mit Brustkrebs assoziierte Tumorsyndrom wird als „Erblicher Brust- und Eierstockkrebs“ (engl. Hereditary Breast and Ovarian Cancer, HBOC) bezeichnet, da betroffene Frauen zusätzlich ein hohes Risiko haben, an Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) zu erkranken. Bei männlichen Mutationsträgern besteht ein erhöhtes Risiko für Prostatakarzinome.
Vererbung und molekulargenetische Grundlagen des HBOC
Ursächlich für den erblichen Brust- und Eierstockkrebs sind vor allem genetische Veränderungen (Mutationen) in den Genen BRCA1 und BRCA2. Daneben werden allerdings zunehmend mehr Gene identifiziert, die ebenfalls zu einem erhöhten Risiko für Brustkrebs und zum Teil andere Tumore führen, aber wesentlich seltener betroffen sind.
Der HBOC wird autosomal-dominant vererbt. Bei diesem Erbgang haben Kinder von Trägern der ursächlichen Mutation ein Risiko von 50%, ebenfalls Anlageträger zu sein. Das Risiko für männliche Anlageträger, einen bösartigen Brusttumor zu entwickeln, liegt jedoch wesentlich niedriger als für weibliche Anlageträger.
Indikation zur molekulargenetischen Analyse
Ob in einer Familie der Verdacht auf erblichen Brust- und Eierstockkrebs besteht und eine Mutationssuche in den oben genannten Genen sinnvoll ist, wird anhand von klinischen Kriterien bestimmt, die das Erkrankungsalter sowie die Anzahl der Betroffenen in der Familie berücksichtigen.
Eines der folgenden Kriterien sollte in der Familie erfüllt sein:
- mindestens drei Frauen an Brustkrebs erkrankt
- mindestens zwei Frauen an Brustkrebs erkrankt, davon eine vor dem 51. Lebensjahr
- mindestens eine Frau an Brustkrebs und eine Frau an Eierstockkrebs erkrankt
- mindestens zwei Frauen an Eierstockkrebs erkrankt
- mindestens eine Frau an Brust- und Eierstockkrebs erkrankt
- mindestens eine Frau mit 35 Jahren oder jünger an Brustkrebs erkrankt
- mindestens eine Frau an bilateralem Brustkrebs erkrankt, davon die Ersterkrankung vor dem 51. Lebensjahr
- mindestens ein Mann an Brustkrebs und eine Frau an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt
Durch den Nachweis einer Mutation bei einer betroffenen Person kann die Verdachtsdiagnose eines HBOC gesichert werden. Es ist dann auch möglich, gesunde Familienangehörige auf das Vorliegen dieser Mutation (prädiktiv) zu testen.
Früherkennungs-Untersuchungen bei HBOC
Aufgrund des gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhten Krebsrisikos werden HBOC-Patientinnen und weiblichen Risikopersonen in der Familie (d.h. alle erstgradig Verwandten von betroffenen Personen, sofern eine familiäre Mutation nicht ausgeschlossen werden konnte) engmaschige Brustkrebs-Früherkennungs-Untersuchungen und ggf. präventive Operationen empfohlen. Entsprechend den aktuellen Leitlinien des Deutschen Konsortiums für familiären Brust- und Eierstockkrebs sollte mit der Früherkennung im Regelfall ab dem 25. Lebensjahr begonnen werden.
Humangenetische Beratung
Zur Einordnung der Tumoren in einer Familie, ggf. genetischen Abklärung der Verdachtsdiagnose HBOC, Erläuterung des Krankheitsbildes und der genetischen Grundlagen sowie zur Information über das persönliche Erkrankungsrisiko, die diagnostischen Möglichkeiten und die Früherkennungs-Untersuchungen empfehlen wir allen Betroffenen und Risikopersonen (Eltern, Geschwistern und Kindern einer erkrankten Person) die Vorstellung in einer humangenetischen Sprechstunde (Anmeldung unter 0228/287-51000).
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