Monogene Alopezien
Erforschung der genetischen Ursachen der monogenen isolierten Alopezien
Die monogen vererbten isolierten Alopezien umfassen eine Gruppe klinisch und genetisch heterogener Formen von Haarlosigkeit/-verlust. Die klinische Unterteilung der isolierten Alopezien erfolgt nach Erkrankungsbeginn, betroffenen Regionen und Struktur des Haarschafts.
Beide Geschlechter sind gleichermaßen betroffen, die Vererbung ist autosomal-dominant oder autosomal-rezessiv. Eine Therapie für diese seltenen Alopezieformen gibt es bislang nicht, jedoch besteht die Möglichkeit einer molekulargenetischen Diagnostik zur Ursachenklärung und zur Erläuterung des Wiederholungsrisikos.
Klinik und Genetik
Bei den monogenen Alopezien werden Erkrankungen mit strukturellen Haarschaftveränderungen, wie die Monilethrix, Pili torti oder Hypotrichosis Typ Marie Unna, von Erkrankungen ohne strukturelle Haarschaftveränderungen unterschieden. Zu letzteren zählen die Alopecia congenitalis universalis und die Hypotrichosis simplex.
Unser Forschungsschwerpunkt widmet sich den Hypotrichosen und hier besonders der Hypotrichosis simplex (HS): Die HS ist klinisch und genetisch heterogen. Das Haar ist in der Regel bei Geburt und in den ersten Lebensjahren normal entwickelt. Je nach Form zeigt sich ab dem Kleinkindalter bzw. Vorschulalter ein gradueller, diffuser Haarausfall, der progressiv ist und bis zum Ende der 2. Lebensdekade zu einem Verlust der kompletten Kopfbehaarung führen kann. Die restliche Körperbehaarung, Augenbrauen, Augenwimpern und Bartwuchs können unauffällig oder betroffen sein, eine erhebliche interfamiliäre Variabilität ist möglich.
Seit der Identifizierung des Keratingens KRT86 als Ursache für die sog. Monilethrix im Jahr 1997 konnten in der letzten Dekade Mutationen in elf weiteren Genen für verschiedene Formen isolierter Alopezien identifiziert werden, darunter weitere Keratingene für die Monilethrix, das HR-Gen für die Atrichia congenita, die Gene CDSN, APCDD1 und SNRPE für die autosomal-dominante Form der Hypotrichosis simplex sowie die Gene DSG4, LIPH und LPAR6 für autosomal-rezessive Formen der Hypotrichosis und U2HR für die Hypotrichosis Marie Unna. Unsere Arbeitsgruppe war federführend bei der Identifizierung von CDSN, LPAR6 und SNRPE und beteiligt bei der Entdeckung von U2HR. Molekulargenetische und pathophysiologische Untersuchungen dieser seltenen Haarentwicklungsstörungen haben entscheidend dazu beigetragen, grundlegende Mechanismen des Haarausfalls und somit auch physiologische Mechanismen des Haarwachstums besser zu verstehen.
Forschungskonzept
Bislang sind mehrere Gene für die seltenen monogenen Alopezieformen bekannt, aber nur ein kleiner Teil der Patienten hat eine Diagnose. Deshalb bieten wir
- molekulargenetische Diagnostik für alle bekannten monogenen Hypotrichosis/Alopezie-Gene an (mit Überweisungsschein und auf Forschungsbasis)
- sind wir auf der Suche nach weiteren Genen für die seltenen Alopezieformen. Aufgrund der fortschreitenden Technologie, v.a. das Sequenzieren großer Abschnitte des Genoms, sind neue Strategien zur Genidentifizierung möglich geworden, die in unserem Labor angewandt werden.
Zusätzlich untersuchen wir von einem bereits bekannten Gen, P2RY5 oder auch LPAR6 genannt, Bindungspartner und ein Mausmodell. Wir erhoffen uns damit weitere Aufschlüsse zu diesem interessanten Protein.
- Forschungsthemen
- Hereditäres Angioödem Typ III
- ACE-Hemmer/ Angiotensin-Rezeptor-Blocker induziertes Angioödem
- Brain Genomics
- Demenz
- Kraniofaziale Genomik
- Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
- Ösophagusatresie
- Fehlbildungen von Lunge, Gastrointestinal- & Urogenitaltrakt
- Achalasie
- Host Genetics
- Androgenetische Alopezie
- Kreisrunder Haarausfall
- Monogene Alopezien
- Genomic Imaging
- Genomik von Verhalten und psychischen Störungen
- Erblicher Darmkrebs
- Magenkarzinom
- Barett-Ösophagus
- Lese- und Rechtschreibstörung
- Mastzellerkrankungen
- Pharmakogenomik
- Psychomotorische Entwicklungsstörungen
Unsere Projektleiter
Prof. Dr. med. Regina Betz
E-Mail: regina.betz@uni-bonn.de
Unsere Mitarbeiter
Dipl.-biol. Maria Wehner
E-Mail: maria.wehner@ukbonn.de
Publikationen und Pressemitteilungen
Pasternack SM, Refke M, Paknia E, Hennies HC, Franz T, Schäfer N, Fryer A, van Steensel M, Sweeney E,Just M, Grimm C, Kruse R, Ferrándiz C, Nöthen MM, Fischer U,Betz RC
Am J Hum Genet 92:81-87, 2013
Loss-of-function mutations in HOXC13 are associated with pure hair and nail ectodermal dysplasia.
Lin Z, Chen Q, Shi L, Lee M, Giehl KA, Tang Z, Wang H, Zhang J, Yin J, Wu L, Xiao R, Liu X, Dai L, Zhu X, Li R, Betz RC, Zhang X, Yang Y
Am J Hum Genet 91:906-911, 2012
Mahmoudi H*, Tug E*, Haydar Parlak A, Atasoy HI,Ludwig M,Polat M, Pasternack SM*,Betz RC*
Exp Dermatol 21:469-471, 2012
Functional analysis of splice site mutations in the human hairless (HR) gene using a minigene assay.
Refke M, Pasternack SM, Fiebig B, Wenzel S, Ishorst N, Ludwig M, Nöthen MM, Seyger MM, Hamel BC, Betz RC
Br J Dermatol 165:1127-1132, 2011
Redler S, KruseR, Eigelshoven S, Hanneken S, Refke M, Wen Y, Zhan X,Cichon S, Betz RC, Nöthen MM
J Am Acad Dermatol 64:e45-50, 2011
Caubet C, Bousset L, Clemmensen O, Sourigues Y, Bygum A, Chavanas S, Coudane F, Betz RC, Melki R, Simon M, Serre G
FASEB J 24:3416-3426, 2010
Pasternack SM, Janecke AR, Müller M, Oji V, Traupe H, Sprecher E, Nöthen MM, von Kügelgen I, Betz RC
J Invest Dermatol 129:2772-2776, 2009
Wen Y, Liu Y, Xu Y, Zhao Y, Hua R, Wang K, Sun M, Li Y, Yang S, Zhang X-Y, Kruse R, Cichon S, Betz RC, Nöthen MM, van Steensel MAM, van Geel M, Steijlen PM, Hohl D, Huber M, Dunnill GS, Kennedy C, Messenger A, Munro CS, Terrinoni A, Hovnanian A, Bodemer C, de Prost Y, Paller AS, Irvine AD, Sinclair R, Green J, Yip L, Shang D, Liu Q, Luo Y, Jiang L, Chen H-D, Lo WH-Y, McLean WHI, He C-D, Zhang X
Nature Genet 41:228-233, 2009
G protein-coupled receptor P2Y5 and its ligand LPA are involved in maintenance of human hair growth.
Pasternack SM, von Kügelgen I, Al Aboud K, Lee Y-A, Rüschendorf F, Voss K, Hillmer AM, Molderings GJ, Franz T, Ramirez A, Nürnberg P, Nöthen MM, Betz RC
Nature Genet 40:329-334, 2008
Identification of mutations in the human hairless gene in two new families with congenital atrichia.
Betz RC, Indelman M, Pforr J, Schreiner F, Bauer R, Bergman R, Lentze MJ, Nöthen MM, CichonS, Sprecher E
Arch Dermatol Res 299:157-161, 2007
Dávalos NO, García-Vargas A, Pforr J, Dávalos IP, Picos-Cárdenas VJ, García-Cruz D, Kruse R, Figuera LE, Nöthen MM, Betz RC
Br J Dermatol 153:1216-1219, 2005
Levy-Nissenbaum E, Betz RC, Frydman M, Simon M, Lahat H, Bakhan T, Goldman B, Bygum A, Pierick M, Hillmer AM, Jonca N, Toribio J, Kruse R, Dewald G, Cichon S, Kubisch C, Guerrin M, Serre G, Nöthen MM, Pras E
Nature Genet 34:151-153, 2003
A gene for hypotrichosis simplex of the scalp maps to chromosome 6p21.3.
Betz RC, Lee Y-A, Bygum A, Brandrup F, Bernal AI, Toribio J, Alvarez JI, Kukuk GM, Ibsen HHW, Rasmussen HB, Wienker TF, Reis A, Propping P, Kruse R, Cichon S, Nöthen MM
Am J Hum Genet 66:1979-1983, 2000
Pressemeldungen
Bonner Professorin erforscht Ursachen des Haarausfalls
Ursachen für seltenen Form des Haarverlusts gefunden
Die Forschungsarbeiten sind finanziert von: